Die diesjährige USA-Tournee vom 5. bis 21. März des THOMANERCHOR Leipzig war ein voller Erfolg. Die 46 jungen Sänger bestritten insgesamt elf Auftritte in sieben Bundesstaaten und acht Städten. Dies ist bereits die fünfte USA-Tournee des Thomanerchores: Der Chor reiste bereits 1998, 2000, 2013 und 2017 in die Vereinigten Staaten.
Highlights der Tournee waren die Auftritte in der Carnegie Hall und bei der American Choral Directors Association (ACDA) in Dallas, ein Konzert in der renommierten Princeton University, ein Presse-Event zur „Musikstadt Leipzig“ im Deutschen Generalkonsulat in New York und der Besuch der Partnerstadt Houston.
Das Konzertprogramm umfasste Werke von Francis Poulenc, Heinrich Schütz, Johann Hermann Schein, Frank Martin, Ivo Antognini, Anton Bruckner, Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn Bartholdy, Sergei Rachmaninow, Johannes Brahms und John Rutter.
NEW YORK
Zu Beginn der Reise hatten die Thomaner Gelegenheit, New York City zu erkunden – sie bestaunten die Freiheitsstatue von der Fähre aus und spazierten durch Manhattan. Mit rund 500 Galerien, 200 Museen und 150 Theatern gilt die Stadt als eine der bedeutendsten Kulturmetropolen der Welt. Gleichzeitig ist sie auch ein politisches Zentrum: Obwohl die US-Regierung in Washington, D.C. sitzt, haben zahlreiche internationale Organisationen ihren Hauptsitz in New York. Für die meisten Thomaner war es der erste Besuch in den USA.
Princeton
Am 7. März gab der THOMANERCHOR Leipzig das Auftaktkonzert in der University Chapel auf dem Campus der traditionsreichen Princeton University.
Princeton ist eine der ältesten Universitäten der Vereinigten Staaten und wurde 1746 als College of New Jersey gegründet. Die Universität ist Teil der prestigeträchtigen Ivy League und hat zahlreiche Persönlichkeiten der Politik, Wissenschaft, Sport, Kunst und Kultur hervorgebracht, darunter zwei ehemalige Präsidenten, 43 Nobelpreisträgerinnen und -träger, Michelle Obama, Jeff Bezos, F. Scott Fitzgerald und Toni Morrison. Zudem war sie die letzte akademische Wirkungsstätte Albert Einsteins und Hannah Arendt lehrte dort als erste Professorin der Universität.
Wie viele Gebäude auf dem Campus ist auch die Universitätskapelle im neugotischen Stil gestaltet. Sie bildet das religiöse und zeremonielle Zentrum der Universität. Das Konzert markierte den musikalischen Auftakt der diesjährigen USA-Tournee.
Bethlehem
Nächste Station war Bethlehem im Osten des Bundesstaats Pennsylvania, wo der Thomanerchor bereits 2017 zu Besuch war. Tatsächlich stammten die Gründerinnen und Gründer Bethlehems aus der Nähe Leipzigs!
Es waren Herrnhuter, die als evangelische Missionare der Herrnhuter Brüdergemeinde nach Nordamerika gekommen waren und Bethlehem gründeten. Herrnhut ist ein Ort in Sachsen, deren Herrnhuter Brüdergemeinde nicht nur Missionare in alle Welt entsandte, sondern auch den Herrnhuter Stern erfand, der bis heute dort produziert wird. Mehrere Exemplare schmücken jedes Jahr an Weihnachten das Alumnat des Thomanerchors. Die Thomaner nahmen an einer Führung durch die historische Siedlung der Gemeinde teil, die 2024 in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen wurde.
62 Jahre nach der Ortsgründung 1741 wurde auch die Central Moravian Church in Bethlehem gegründet, in der am 8. März unser Konzert stattfand. Der Thomanerchor ist damit einer Einladung des Bach-Chors von Bethlehem („The Bach Choir of Bethlehem“) gefolgt, der sich der Musik Bachs verschrieben hat und regelmäßig in dieser Kirche singt. Im Rahmen des Konzerts sang der Jugendchor „Bel Canto“ gemeinsam mit den Thomanern Mendelssohns „Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir“, MWV B 53 unter Leitung von Thomaskantor Andreas Reize.
Die lange Bachtradition von Bethlehem verbindet die Kulturszene mit der Leipziger Bachpflege. Um die bestehenden Verbindungen weiterzuentwickeln, waren auch Frau Dr. Skadi Jennicke, Kulturbürgermeisterin der Stadt Leipzig, sowie Prof. Michael Maul, Intendant des Bachfest Leipzig, mit in der Stadt und Gäste unseres Konzertes. Sie begleiteten als Delegation aus Leipzig einen Teil der Reise.
NEW YORK – CARNEGIE HALL
Am Sonntag, den 9. März, trat der THOMANERCHOR Leipzig in der berühmten Carnegie Hall in New York auf – ein Höhepunkt der diesjährigen Tournee. Dies war bereits der vierte Besuch der Thomaner in New York City, wo sie zuletzt 2013 auftraten.
Die Thomaner sind zwar den wöchentlichen Fußmarsch vom Alumnat in die Leipziger Thomaskirche gewohnt, doch der Weg vom Hotel zur Carnegie Hall entlang der 7th Avenue mitten in Manhattan ist um einiges belebter als die Käthe-Kollwitz-Straße in Leipzig. Nach einem fantastischen Konzert durfte ein Besuch am berühmten Time Square natürlich nicht fehlen.
Die Carnegie Hall ist eines der bekanntesten Konzerthäuser der Welt. Zahlreiche berühmte Künstler und Persönlichkeiten sind dort aufgetreten, darunter Tony Bennett, die Beatles, Maria Callas, Antonín Dvorák, Duke Ellington, Ella Fitzgerald, Judy Garland, George Gershwin, Billie Holiday, Vladimir Horowitz, Gustav Mahler, Sergei Rachmaninow, Louis Armstrong, Bruce Springsteen, Frank Sinatra, Richard Strauss, Peter Tschaikowski, Arturo Toscanini und Mark Twain.
Am 8. März trat der Thomanerchor zudem bei einem Presse-Event im Deutschen Generalkonsulat auf, das der Vorstellung der Musikstadt Leipzig gewidmet war. Unter den Gästen waren Frau Dr. Skadi Jennicke, Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur der Stadt Leipzig, sowie Vertreterinnen und Vertreter des Bach Archiv Leipzig und der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH.
Durham
Das nächste Konzert führte den THOMANERCHOR Leipzig in die Universitätsstadt Durham, North Carolina. Trotz der großen Distanzen zwischen den Konzertorten der Tournee versucht der Chor so viele Etappen wie möglich mit dem Bus zu bestreiten. Um von New York City nach Durham zu gelangen, legte der Chor deshalb einen Zwischenstopp in Washington D.C. ein. Dies ist bereits der zweite Auftritt des Chores in der Duke Chapel der Duke University.
Die Duke University ist eine renommierte Privatuniversität und wird auch als „Harvard des Südens“ bezeichnet. Der gigantische Campus mit seinen neugotischen Gebäuden beherbergt auch die Duke University Chapel, in der das Konzert stattfand. Zum Campus gehören außerdem das Nasher Museum of Art, der Duke Forest und die Sarah P. Duke Gardens, die jedes Jahr mehr als 300.000 Besucherinnen und Besucher anziehen. Nach dem Konzert endete der Tag mit einem Abendessen auf dem Campus.
Madison
Anschließend reiste der THOMANERCHOR Leipzig nach Madison, der Hauptstadt von Wisconsin, und musste die Uhren um eine Stunde zurückstellen. Das US-amerikanische Festland erstreckt sich über vier Zeitzonen, die zwischen 6 und 9 Stunden hinter der mitteleuropäischen Zeit liegen.
Am 13. März folgte dann der Auftritt in Madison. Madison wird auch als „Stadt der vier Seen“ bezeichnet: Lake Mendota, Lake Monona, Lake Waubesa und Lake Kegonsa. Sie gilt als politisch liberale Stadt, die stark durch die Präsenz der Universität Wisconsin-Madison geprägt ist.
Das Konzert fand in der Luther Memorial Church statt, die gleich neben der Universität liegt und 1923 im neugotischen Stil erbaut wurde. Sie gehört zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELCA). Die ELCA ist die größte lutherische Kirche der USA.
Der Thomanerchor trat bereits im Rahmen der USA Tourneen 2013 und 2017 in Madison auf.
River Forest
Am 14. März trat der THOMANERCHOR Leipzig in der Grace Lutheran Church in River Forest auf. River Forest ist ein Vorort von Chicago in der Nähe des Lake Michigan. Dies ist bereits der zweite Besuch in River Forest, wo der Chor zuletzt 2017 auftrat.
Die Grace Lutheran Church pflegt – ähnlich wie der Thomanerchor in der Thomaskirche – die Tradition der Bach-Kantaten. Einmal im Monat wird dort im Rahmen der ‚Bach Cantata Vespers‘ an einem Sonntagnachmittag eine Bach-Kantate aufgeführt. Wir freuen uns, diese Tradition mit unserem Auftritt zu unterstützen.
Houston
Am 16. März trat der THOMANERCHOR Leipzig an der Rice University als Gast der Bach Society Houston auf. Die Rice University ist vor allem für ihre Forschungskooperationen mit der NASA bekannt.
Houston ist offizielle Partnerstadt Leipzigs und pflegt enge Beziehungen mit Institutionen der Stadt wie dem Thomanerchor und der Universität Leipzig, verschiedenen Schulen und Sportvereinen. Dies ist bereits der dritte Besuch des Thomanerchors in Houston. Der Bürgermeister von Houston, John Whitmire, ließ den Chor eine besondere Ehre zuteilwerden und erklärte den 16. März 2025 zum „Thomanerchor Leipzig Day“ in der Stadt Houston, Texas.
Am Vormittag wohnten die Thomaner vor ihrem Konzert dem Gottesdienst der Christ the King Lutheran Church bei. Die Christ the King Lutheran Church in Houston pflegt eine Partnerschaft mit der Thomaskirche Leipzig. Reverend Robert G. Moore, der in Leipzig wohnt und regelmäßig in der Thomaskirche predigt, kommt ebenfalls aus Houston.
Am 17. März konnten die Thomaner einen freien Tag in der Stadt genießen und das Johnson Space Center besuchen. Von dort aus koordiniert die NASA alle US-amerikanischen Weltraumflüge.
Dallas
Am 18. März gab der Thomanerchor Leipzig ein Konzert in Dallas, Texas. Die Stadt gehört zu den größten und wirtschaftlich bedeutendsten Metropolen der USA und ist ein wichtiges Zentrum für Finanzen, Technologie und Kultur. Dallas beherbergt zahlreiche renommierte Museen, darunter das Dallas Museum of Art und das Sixth Floor Museum an der Dealey Plaza, das an die dortige Ermordung von John F. Kennedy erinnert.
Das Konzert fand in der Church of the Incarnation statt, eine anglikanische Kirche der Episkopalkirche der USA. Gegründet im Jahr 1879, zählt sie zu den größten und ältesten episkopalen Gemeinden in Texas. Die neugotische Kirche befindet sich im nördlichen Dallas und ist bekannt für ihre ausgeprägte Kirchenmusiktradition.
Am 19. März ging die USA-Tournee des Thomanerchors mit einem besonderen Konzert im Rahmen der ACDA National Conference, der Jahrestagung des Amerikanischen Chorleiterverbands, zu Ende. Das Abschlusskonzert fand im Winspear Opera House statt, einer der renommiertesten Spielstätten im Kunstviertel der Innenstadt von Dallas. Am nächtsen Tag kehrten 46 Thomaner voller neuer Eindrücke und Erfahrungen nach Leipzig zurück.
Doch die Rückreise markierte nicht nur das Ende einer erfolgreichen Konzertreise – wir feierten auch den 813. Geburtstag des THOMANERCHOR Leipzig. Am 20. März 1212 wurde die kaiserliche Urkunde besiegelt, die es dem sächsischen Markgraf Dietrich erlaubte, in Leipzig in Kloster zu gründen. Dieses Dokument gilt als Gründungsdatum von St. Thomas, auf das sich Thomanerchor, Kirche und Schule bis heute berufen.
Nur einen Tag später, am 21. März, jährte sich zudem der 340. Geburtstag von Johann Sebastian Bach, der von 1723 bis 1750 Thomaskantor war.